Beinlinge mit Fussteil Teil 2: Nähen

Beinlinge mit angesetztem Fussteil

Die Beinlinge für meinen Mann sind fertig und gefallen mir ganz gut.
Bevor ich mich an die feine Handnaht gemacht habe, heftete ich einen Beinling zusammen und liess meinen Mann nochmals anprobieren. Dies da der Originalstoff doch um einiges dicker ist, als die Moulure die ich angefertigt habe.
Nach einigen kleinen Änderungen konnte es dann ans Nähen gehen.

Da ich einen dichten, angewalkten Wollstoff genommen habe, musste ich die Schnittkanten nicht versäubern. Für eine schöne, flache Naht habe ich deshalb die Nahtzugabe auf 5 mm zurück geschnitten, übereinander gelegt und zusammen geheftet. Natürlich könnte man die Nähte auch nur mit Stecknadeln fixieren, aber ich mag es lieber geheftet. Zusammengenäht habe ich die Beinlinge mit einem Überwendlungstich, einmal um die Stoffkante auf der rechten Stoffseite und einmal auf der Linken.

Das Fussteil wird an das Beinteil genäht, danach werden die Beinlinge geschlossen.

Als erstes wird das Fussteil an das Beinteil genäht. Danach werden die Beinlinge geschlossen, von der Fussspitze beginnend.
Für einen angenehmeren Tragekomfort  habe ich die Beine noch mit einem feinen, weissen Leinenstoff gefüttert. Das Futter wird an der oberen Kante, rechte auf rechte Stoffseite genäht und danach verstürzt.

Die Geschlossene Fussnaht und das Futter bevor es verstürzt wird.

Da mein Mann etwas Bedenken hatte, dass ihn die Naht unter der Fusssohle stören könnte, habe ich die Beinlinge nur bis zu den Knöcheln gefüttert. Damit das Futter gut hält habe ich es mit einer dreifachen Ziernaht festgenäht. Dieselbe Ziernaht habe ich auch am oberen Ende der Beinlinge verwendet damit das Futter nicht rausrutscht und um mehr Stabilität zu geben.
Zuletzt habe ich vorderen oberen Rundung  jeweils zwei Nestellöcher eingeschnitten und umnäht.  An denen werden die Beinlinge an der Bruche festgenestelt.

Beinlinge mit Fussteil Teil 1: Recherche und Schnittmuster

Bildrecherche für Beinlinge um 1180

Mein Mann möchte Beinlinge mit angesetztem Fussteil haben.
Also hab ich mich hingesetzt die Quellenlage studiert und ein Schnittmuster gezeichnet.

Als Grundlage für das Schnittmuster habe ich den Fund vom Bockstensman (nach Nockert/ wahrscheinlich 14. Jahrhundert) sowie die Beinlinge des Erzbischofs vom Bremen (z.B: Kania S.391/ 1. Hälfte 13. Jh.) genommen.
Beide Funde sind leider nach 1200. Den zahlreichen Handschriften nach hat sich die Form der Beinlinge bis auf die Weite, jedoch nicht gross verändert.
Zudem habe ich den Schnitt noch mit der Schnittzeichnung aus Sarahs Thursfield's "The medieval tailor's assistent" verglichen und leicht abgeändert.

Da ich mir nicht sicher war ob meine Schnittkonstruktion funktioniert, habe ich erst eine Moulure erstellt und meinen Mann anprobieren lassen. Das Fussteil musste ich durch abformen relativ stark abändern, so dass die Ähnlichkeit zu den Funden nicht mehr so gegeben ist.
Was beweist das mein Mann total unautenthische Füsse hat.

Zuschnitt der Beinlinge im schrägen Fadenlauf

Die Beinlinge habe ich im Schrägen Fadenlauf zugeschnitten. Der obere Saum ist mit einem ausgezogenen Schrägband verstärkt, da dieser durch das annesteln an der Bruche stark beansprucht wird.