Hospitaliter Kitguide

Ausschnitt aus unserem Hospitaliter Kitguide

Zusammen mit meinem Mann bin ich in der Comthurey Alpinum, einem Mittelalterverein der ein Hospitaliterheerlager mit weltlichem Gefolge darstellt. Im Laufe der Jahre wurde die Darstellung kontinuierlich weiterentwickelt. Im Winter haben wir nun sämtliche uns vorliegenden Quellen neu ausgewertet und die Darstellung der Hospitaliter von Grund auf neu recherchiert. Daraus entstand ein Kitguide für die Hospitaliter-Darstellung um 1180 n.Chr.

Mein Part bestand vor Allem darin die Bekleidungen hinsichtlich der historischen Schnitte und Stoffe zu beurteilen. Mein Mann Daniel layoutete den Kitguide und erstelte die Illustrationen.

Bis jetzt wurde für die Hospitaliterdarstellung meistens auf die bekannten Osprey-Bücher referenziert. Aufgrund unserer Recherchen haben wir aber abweichende Schlüsse gezogen. Die wichtigste Neuerung ist das Tragen der Cotte. Das heisst, jeder Bruder trägt über seinem Untergewand (Chemise) eine Cotte aus leichter dunkler Wolle. Dies ist das normale Gewand des Bruders. Die Cotte ziert auch nicht das typische Hospitaliterkreuz, denn dieses wird laut den Ordensregeln nur auf der Cappa und dem Mantel getragen , also auf der Überbekleidung.

Hier ein Auszug aus der Einleitung des Kitguides:

Gibt es die «Kutte» als dritte Kleidungsschicht? Keines der in den Originalquellen der Hospitaliter erwähnten Kleidungsstücke kann eindeutig als «Kutte» identifiziert werden; die Kutte der Mönche wird in der Regel Cuculla (Kukulle) genannt. Im 12. Jahrhundert wurden mit diesem Begriff jedoch verschiedene Varianten von Überkleidern und Überwürfen mit Kapuzen bezeichnet. Grundsätzlich wurden die Kleider nicht nach ihrer Gestalt, sondern nach ihrer Funktion benannt.

In den Originalquellen findet sich die Cappa, die wie der Mantel mit einem Kreuz versehen war. Die Bezeichnung Cappa wurde einerseits für einen ärmellosen Überwurf mit Kapuze verwendet, andererseits findet sich in literarischen Quellen immer wieder Hinweise auf Cappen mit Ärmeln. Es könnte sich also hier um ein kuttenartiges Gewand handeln. Welche Form bei den Hospitalitern gebräuchlich war können wir aus den Quellen nicht herauslesen, ebensowenig, ob dies überhaupt ein normiertes Kleidungsstück war.

Wer sich für den Kitguide interessiert, darf sich gerne melden, dann schick ich ihm das PDF zu.

Hier noch einige der verwendeten Quellen:
Jonathan Riley-Smith
The Knights of St. John in Jerusalem and Cyp- rus c. 1050–1310
Jospeh Delaville Le Roulx (Hrsg.)
Cartulaire général de l’ordre des hospitaliers de Saint Jean de Jérusalem 1100–1310
Ernst Staehle
Die Hospitaliter im Königreich Jerusalem. Geschichte der Johanniter und Malteser Band I
A.Nieden
Kapuzenstreit der Cluniazenser
H. Kühnel
Bildwörterbuch des Mittelalters
E. Brüggen
Kleidung und Mode in der höfischen Epik des 12. und 13. Jh
Wolfram von Eschenbach
Parzifal
Thomasin von Zerclaere
Der Wälsche Gast
Katrin Kania
Kleidung im Mittelalter
Robin Netherton & Gale R. Owen-Crocker
Medieval Clothing and Textiles Band 1

Nähanleitung: Verschiedene Nahtarten


Zwei Beispielseiten aus der Nähanleitung Nahtarten um 1180

Passend zur Nähanleitung "Die Cotte für den Mann um 1180" habe ich auch noch eine Anleitung erstellt, die sich mit verschiedenen möglichen Nahtarten befasst. Die Anleitung soll den im Nähen nicht so versierten Mitgliedern unseres Vereins bei ihren Nähprojekten helfen.
Zu den jeweiligen Abbildungen habe ich auch noch ein Musterblätzchen erstellt. Es bringt aber leider nichts wenn ich diese auf den Blog stelle.

Die gezeigten Stiche sind nur eine kleine Auswahl von den fast unzähligen Stichen und Kombinationsmöglichkeiten die es gab.

Alle in dieser Anleitung gezeigten Nahtarten sind für Mittelalterkleidung verwendbar.
Es gibt keine klaren Regeln welche Nahtart sich nun für ein bestimmtes Kleidungsstück oder ein bestimmtes Material eignet. Um die richtige Technik auszuwählen hilft es sich einige Gedanken zu machen.
- Wie dick ist der Stoff?
- Wie stark franselt der Stoff aus?
- Was für eine Naht passt optisch zum Stoff?
- Wie stark wird die Naht beansprucht?
- Welche Naht passt zu meiner Darstellung?

Die einzelnen Stichbezeichnungen stammen einerseits aus Fachliteratur, andererseits sind es auch Bezeichnungen die ich als Kostümschneiderin gelernt habe und deshalb Schweizerdeutsche Begriffe. Es ist gut möglich dass ihr bei eurer Recherche auf die selbe Nahttechnik unter einem anderen Namen stösst.

Die gesamte Anleitung findet ihr hier zum Download.

Nähanleitung Cotte

Seite 1 und 2 der Nähanleitung "Die Cotte für den Mann"

Vor 2 Wochen habe ich für unsere Mittelaltergruppe einen kleinen Workshop zum Thema "Wie nähe ich eine Cotte" geleitet. Der Workshop sollte dabei nicht die Nähprofis ansprechen, sondern die Nähanfänger oder die welche sich nicht getrauen ein "jungfräuliches" Stück Stoff zu zerschneiden. Damit das Gehörte nicht gleich wieder verschwindet und als direkte Hilfestellung bei den ersten Versuchen, habe ich zum Workshop noch eine Anleitung geschrieben.

Da die Anleitung vorallem für Näh- und Mittelalter-Anfänger sinnvoll ist habe ich sie bewusst einfach gehalten. Um nicht allzusehr zu verwirren gehe ich zum Beispiel nicht zu stark auf die Quellenlage von Cottes und Surkotes ein. Auch habe ich mich entschieden eher die einfacheren Techniken aufzuzeigen. (Zum Beispiel beim Thema Ausschnitt).
Die gezeigten Arbeitsschritte sowie das Schnittmuster sind eine Möglichkeit wie man vorgehen kann. Selbstverständlich gibt es verschiedene Lösungswege und viel vertieftere Erkenntnisse zum Thema Cotte.

Die Nahtarten werden hier nur kurz erläutert, da ich zusätzlich noch eine eignene Anleitung zu diesem Thema erstellt habe. Diese werde ich hier auch noch einstellen. Vielleicht hilft die Anleitung ja jemanden von euch um etwas mehr Sicherheit beim Nähen zu geben.
Wer die ganze siebenseitige Anleitung als PDF möchte findet sie hier.